Burg Flossenbürg- Felsennest über dem Tal des
Todes
Auf einem schroff aufragenden Granitkamm erhebt sich eine der
bizarrsten Burgen Bayerns in der nördlichen Grenzregion der
Oberpfalz, welche dem Ort im Tal seinen Namen gab. Weltbekannt
wurde der Ort aber durch das gleichnamige Konzentrationslager in
einem angrenzenden Seitental in Sichtweise der romantischen
Ruine.
An höchster Stelle des Granitfelsens befindet sich der älteste Teil der
Anlage, die Kern- bzw. Gipfelburg aus kleinformatigen, sauber
geschichtetem Quadermauerwerk und einem abgebrochenem
Haubenkamin, welcher den Bewohnern des im Winter
sturmgepeitschten rechteckigen Gebäudes ein wenig Wärme
schenkte. Das rechteckige Gebäude umfasst zwei ungewölbte
Hauptgeschosse und ein Dachgeschoss mit Hocheingang. Im
Südosten befinden jüngere Anbauten zur tiefer gelegenen Vorburg
hin. Diese zweiteilige, geräumige Vorburg wurde von einem
Batterieturm an der Südwestecke gesichert, welcher auch den direkt
daneben sich befindenden Zugang durch zwei Tore in den Burghof
schützte. Vom Burghof gelangt man in den Wirtschaftskomplex der
Vorburg über dessen Südeingang. Innerhalb dieses Bauwerkes
befindet sich eine Brunnenstube, ein weiterer Hof und die
Backstube. Imposant ist der im Norden vorgebaute quadratische
Turm aus staufischen Buckelquadern mit Zangenlöchern, dessen
heutiger Turmstumpf sich wie in einem Gemälde Caspar David
Friedrichs romantisch über der Felsenlandschaft erhebt.
Gegründet wurde die Burg um 1100 von den Grafen von Sulzburg,
welche die kleine Gipfelburg errichteten. Die erste Erwähnung des
Castrum Flozzen (Burg Floß nach dem gleichnamigen in der Nähe
entspringenden Flüsschen) erfolgte 1125. 1188 wurde das Areal von
Kaiser Friedrich I. Barbarossa erworben und die staufische
Kaiserburg wurde mit dem vorgeschobenen Turm und der Vorburg
ausgebaut. Im 13. Jahrhundert erbten die Wittelsbacher die Burg
und es erfolgten eine Reihe von weiteren Besitzerwechseln. Der
letzte große Ausbau erfolgte nach 1505 unter dem böhmischen
Besitzer Dietrich von Guttenstein.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verfiel die Anlage
zusehends und wurde 1634 durch schwedische Truppen in Brand
gesetzt und zerstört, In den 1980er Jahren erfolgte eine Sanierung
und Sicherung des Baubestandes.
KZ Flossenbürg
Weit bekannter ist der Name Flossenbürg aber leider auf Grund des
dortigen ehemaligen Konzentrationslagers. Die Verbindung zur Burg
existiert über das harte Baumaterial Granit. Dieser Granit, aus
welchem die einstige Burg errichtet wurde war auch der Grund für
die Nationalsozialisten hier in einem Seitental direkt am Ortsrand
das Konzentrationslager anzulegen. Zwischen 1938 bis zur Befreiung
1945 hielt hier die SS rund 100.000 Häftlinge gefangen.
Billige Zwangsarbeiter wurden dort ausgebeutet um das kostbare
Granit für die Prunkbauten des NS-Reiches zu fördern. Unter den
unmenschlichen Bedingungen und der harten Arbeit im Steinbruch
kamen 30.000 von Ihnen durch „Vernichtung durch Arbeit“ ums
Leben. Ab 1943 wurde hier durch die Flugzeugfirma Messerschmitt
zusätzlich eine Rüstungsfertigung errichtet und Flugzeugteile
montiert. Wie bei allen großen KZs wie z.B. Natzweiler im Elsass
wurden 80 Außenlager in Böhmen, Sachsen und Bayern errichtet,
welche ein Netzwerk der „KZ-Industrie“ bildete und sich gegenseitig
mit Menschenmaterial versorgten. Das heute noch existierende
Kommandatur-Haus beinhaltet eine interessante Ausstellung zu
diesem Thema. Dahinter befindet sich der das einstige Lager,
welches von Wachtürmen und Stacheldraht umgeben war. Heute
stehen um den ehemaligen Appellplatz nur noch die Lagerküche, die
Wäscherei und ein kleiner Teil des Arrestbaues. Die restlichen
Baracken sind nur noch als Grundriss angedeutet. Hinter dem Lager
und dem heutigen Ehrenfriedhof fällt der Hang zum „Tal des Todes“
ab. Hier am Krematorium wurde eine Kapelle und Gedenksteine zu
Ehren der tausenden Toten errichtet, deren Überreste in der
dortigen Aschepyramide ruhen. Der Arrestbau bestand aus vielen
kleinen Einzelzellen und einem länglichen und ummauerten
Innenhof, welcher auch als Hinrichtungsstätte verwendet wurde.
Hier starben am 9. April 1945 kurz vor der Befreiung des Lagers
bedeutende Widerstandskämpfer um Schenk von Stauffenberg, u. A.
nach Haft und Folter Pfarrer Dietrich Bonhoeffer und Admiral
Wilhelm Canaris sowie Generalmajor Hans Oster.
Infos (Ohne Gewähr):
Flossenbürg erreicht man über die Autobahn A 93 (Ausfahrt
Neustadt an der Waldnaab) oder A 6 (Ausfahrt Waidhaus). Die
Ruine liegt gut sichtbar über dem Ort und die KZ-Gedenkstätte
ist ausgeschildert. Die Ruine ist frei zugänglich. Infos zu
Öffnungszeiten und Führungen in der Gedenkstätte unter
www.gedenkstaette-flossenbuerg.de. Eintritt ist frei.
In unseren PDF-Dateien finden Sie eine ausführliche Beschreibung,
Fotos, selbst erstellte Grundrisse, Quellenangaben,
Anfahrtsbeschreibungen und Touristik-Informationen (Gastronomie,
Öffnungszeiten, Wandertipps):
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Burg Flossenbürg und KZ-Gedenkstätte
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Flossenbürg
Burg und KZ-Gedenkstätte
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